
Ja, es ist kompliziert und ja, manche Entscheidungen zum historischen Ortskern sind schmerzhaft. In der Summe sind sie aber sinnvoll und berechtigt. Jetzt muss es aber weitergehen: Wir müssen die Ortsbausatzung, die eine Gestaltungssatzung ist, dringend entrümpeln.
Aktuell haben wir den Geltungsbereich der Ortsbausatzung geringfügig erweitert. Das will ich gar nicht erläutern, es ist eher sonderbar, dass die jetzt hinzugefügten Bereiche nicht schon vorher drin waren.
Mehr Bedeutung hat da der jetzt neu beschlossene Bebauungsplan für den historischen Ortskern. Es ist ja eigentlich ein Wahnsinn, über ein komplett überbautes, über Jahrhunderte gewachsenes Siedlungsgebiet noch einen Bebauungsplan zu legen. Dazu waren wir aber tatsächlich gezwungen und das will ich etwas erläutern.
Es gab und gibt an so einigen Stellen im Ortskern Bestrebungen, große Wohneinheiten mit mehr Wohnungen zu bauen, als es dem bereits eng besiedelten Ortskern gut tut. Was früher dann ein Hof mit kleinem Wohnhaus und sehr großer Scheune war, wären dann eben große Wohnhäuser. Das Problem wären dann natürlich – wie immer – die Parkplätze. Bei aktuell beinahe 800 Autos pro 1.000 Erwachsenen im Dorf eine sehr reale Gefahr.
Deshalb sollte über einen Bebauungsplan einfach die mögliche Anzahl der Wohneinheiten pro Grundstücksfläche begrenzt worden. Das ist uns auch sehr gut gelungen.
Dazu kam aber noch bei Betrachtung der Bausituation das sehr umstrittene Thema Grünzüge. Grünzüge sind Flächen, die nicht oder nur sehr eingeschränkt bebaut werden dürfen. Ich halte Grünzüge für sinnvoll: Der Ortskern ist bereits sehr stark versiegelt und bebaut. Es braucht sowohl für die Entwässerung wie auch für das Mikroklima einfach ein paar Flächen, die frei bleiben müssen. Die gibt es in allen neueren Baugebieten im Dorf auch. Da schränken Baufenster die bebaubare Flächen ein, alles drumherum ist quasi Grünfläche. Bei fast allen Flächen im Bebauungsplan für den Ortskern konnten gute Lösungen gefunden werden, bei einem leider nicht und das muss ich zugeben.
Insgesamt sind diese Maßnahmen also sinnvoll und ich stehe mit meiner Stimme auch voll dahinter. Trotzdem: Die Beschlüsse sind samt und sonders Einschränkungen im Vergleich zur vorherigen Situation und das ist natürlich nicht befriedigend.
Wir drängen deshalb darauf, dass jetzt mit der lange überfälligen Überarbeitung der Ortsbausatzung weiter gemacht wird. Ob Gaubenbreite oder Fenstermaterialien, da gibt es viel zu tun und das bringt dann auch Vorteile für Bauherren in diesem sensiblen Bereich. Vorteile bei den Gestaltungsmöglichkeiten und Vorteile bei den Baukosten. Wir haben dazu schon Mitte 2020 klare und mitunter weit reichende Vorstellungen eingebracht, sind offen für weitere Ideen und Vorschläge und freuen uns auf die Diskussion.
Oswald Prucker